Wels erneuert seinen Friedhof

Zahlen und Fakten

Der Friedhof der Stadt Wels wurde im Jahr 1886 gegründet. Erweiterungen gab es in den Jahren 1917, 1965 und 1975 sowie sukzessive seit den 1980er Jahren. Heute ist der Friedhof mit rund 13,6 Hektar zugleich die größte Parkanlage der Stadt. Er beherbergt derzeit rund 18.500 Grabstätten. Diese teilen sich wie folgt auf:

• 8.000 Familiengräber (inklusive Wiesengräber, ungefähre Zahl)
• 1.500 Wandgräber
• 6.000 Reihengräber
• 1.500 Urnengräber
• 1.500 „Sondergräber“ (Ordensgräber, Soldatengräber, Kriegsopfer etc.)
• 40 Grüfte

Von den rund 500 Bestattungen pro Jahr erfolgen rund 90 Prozent in bereits vorhandene Grabstellen. Die verbleibenden zehn Prozent – also rund 50 Bestattungen pro Jahr – erfordern neue Grabanlagen. Derzeit bestehen Reserven für rund 1.000 Grabstellen, davon etwa 500 im Verband der bestehenden Reihengräberfelder und 500 in (noch) nicht belegten Gräberfeldern. 30 bis 50 Grabstellen pro Jahr werden durch Rückgabe frei. Unter der Annahme eines mittleren Bevölkerungswachstums von 5 Prozent (Quelle: Statistisches Jahrbuch der Stadt Wels) ist für die kommenden zwei bis drei Jahrzehnte von keinem unmittelbaren Erweiterungsbedarf auszugehen.

Vizebürgermeisterin Christa Raggl-Mühlberger

Vizebürgermeisterin Christa Raggl-Mühlberger: „Der Friedhof der Stadt Wels ist ein Ort der Begegnung und ein Ort, um sich von Verstorbenen zu verabschieden. Dies soll in einem pietätvollen und stilvollen Ambiente möglich sein und liegt mir persönlich sehr am Herzen.“

Masterplan Friedhof

Im Mai 2014 beauftragte die Stadt Wels die Firma Land + Plan Technisches Büro für Landschaftsplanung von Dipl.-Ing. Dr. Peter Kurz mit der Erstellung des Masterplans. Die Präsentation erfolgte im September 2014. Ziel ist es, den Friedhof als Ruheort und Freiraum zu entwickeln. Dem Areal kommt – als einem „sozialen und ökonomischen Spiegel der Stadt“ – eine besondere Bedeutung zu. Großer Wert liegt daher auf Qualitätsmerkmalen, wie Gebrauchs- und Aufenthaltsqualität, sichere Benutzbarkeit, kurze Wege, Barrierefreiheit und ansprechende Ästhetik.

Was ist bereits geschehen?

Die folgenden Projekte aus dem Masterplan Friedhof wurden in den vergangenen knapp fünf Jahren bereits umgesetzt:

Barrierefreie Wasserstellen: In den Jahren 2015 und 2016 erfolgte die barrierefreie Sanierung und Umgestaltung aller mehr als 40 Brunnen in ansprechendem Design. Neben der Erneuerung des Pflasters wurden ansprechende Sichtschutzwände und Gießkannen-halter aus Edelstahl angekauft. Gleichzeitig gibt es seitdem ein neues Abfallkonzept: Die neuen Mülltonnen präsentieren sich mit Aufklebern aufgewertet, und bei den Grünschnitttonnen erleichtert ein Fußpedal die Entsorgung mit vollen Händen. Die Gießkannenhalter wurden mit einheitlichen Gießkannen bestückt. Die Gesamtkosten inklusive Grünschnittkonzept beliefen sich auf rund 380.000 Euro.

Abbildungen : Wasserstelle und Entsorgungsplatz vor und nach der Sanierung und Umgestaltung.

Sanierung der Treppen: Die Stiegen zwischen dem alten und den neuen Teil des Friedhofes waren dringend renovierungsbedürftig. Diese Arbeiten wurden im Jahr 2016 umgesetzt. Mitarbeiter der Schlosserei der Dienststelle Facility Management haben die Handläufe angefertigt und montiert. Die Kosten beliefen sich auf rund 77.000 Euro.

Sanierung der Tore: Ebenfalls 2016 startete die Instandsetzung des historischen schmiedeeisernen Haupttores. Für die Fertigstellung war handwerkliche Feinarbeit notwendig. Ebenfalls saniert wurde das Tor bei der Friedhofverwaltung. Und im Norden gibt es nun ein gänzlich neues Tor. Hier lag der Kostenpunkt bei insgesamt rund 20.000 Euro.

Neue Urnenwand: In den vergangenen Jahren war eine erhöhte Nachfrage nach Urnenbestattungen zu beobachten. Um dieser gerecht zu werden, erfolgte 2017 die Anfertigung einer neuen Urnenwand mit 16 Wandurnen im Gräberfeld 46. Neben den Urnenkästen befinden sich Abstellplätze. Dort haben die Hinterbliebenen die Möglichkeit, Kerzen beziehungsweise Blumen hinzustellen. Die Kosten der Wand inklusive der Pflasterarbeiten und gärtnerischen Gestaltung durch die Dienststelle Stadtgärtnerei beliefen sich auf 36.000 Euro (Foto siehe nächste Seite).

Abbildung 2: Die neue Urnenwand

20 Pult-Urnengräber: Neben den Urnenwänden gibt es ebenfalls im Gräberfeld 46 seit 2017 20 Pultgräber. Diese haben ein Fassungsvermögen von vier Aschenkapseln und können unmittelbar vor Urnenwänden eingebaut werden. Die Kosten der Umsetzung 2017 lagen bei rund 13.000 Euro.

Sanierung der Friedhofsmauer: Auch dabei konnte die Stadt Wels auf die Unterstützung des DLC (ehemals FAB Reno Top und Frauenwerkstatt) zählen. Beide Einrichtungen investierten 2017 und 2018 insgesamt 475 Facharbeiter- und 1.365 Hilfsarbeiterstunden. Die Kosten ohne Material lagen bei 29.000 Euro.

Sanierung des Urnenganges: Eine große Herausforderung stellt die Weiterführung und Sanierung des Urnenganges zwischen evangelischem und katholischem Friedhof dar. Mit Unterstützung des Dienstleistungscenters Wels (DLC, ehemals FAB Reno Top) konnten die Arbeiten 2017 und 2018 fast abgeschlossen werden. Die Sanierung der Mauern von Grund auf und die Installierung einer neuen Mauerabdeckung erfolgte in akribischer Kleinarbeit. Insgesamt 762 Facharbeiter- und 2.879 Hilfsarbeiterstunden waren bis dato nötig. Kosten ohne Material: 55.000 Euro.

Abbildung 3: Der Urnengang vor und nach seiner Sanierung.

Neue Beschilderung:  Nach den Malerarbeiten wurde 2017 die gesamte Außenbeschilderung des Friedhofes überarbeitet und einheitlich im neuen Markenauftritt der Stadt Wels gestaltet.

2019: Neuer Verabschiedungsort

Die Ausgangslage

Die Entwicklung in den vergangenen Jahren zeigt deutlich eine Zunahme von Feuerbestattungen gegenüber Erdbestattungen. Das Verhältnis liegt nahezu bei 50:50. Derzeit ist es bei einer Feuerbestattung üblich, dass die Feier in der Aussegnungshalle stattfindet. Danach schreitet die Trauergemeinschaft hinter dem fahrenden Bestattungswagen mit offenem Kofferraumdeckel zur Weggabelung. Dort kann man sich dann noch von dem im Kofferraum stehenden Sarg verabschieden, bis schließlich das Auto wegfährt.

Aufgrund dieser Situation entstand die Idee, im Gräberfeld K in der Nähe der Aufbahrungshalle einen Ort für eine würdevolle, ehrende und pietätvolle Verabschiedung zu schaffen. Anstatt einer Verabschiedungskapelle, die im Masterplan vorgesehen war, wird im Herbst ein Verabschiedungsort realisiert. Gemeinsam mit dem Stift Schlierbach und Bruder Thomas Hessler aus den Kunstwerkstätten des Europaklosters Aich in St. Gilgen ist folgende Idee entstanden:

Die Idee

Die Fließrichtung des Lebens verändert sich im Sterben, beim Tod und in der Zeit danach für die Angehörigen. Oft wird der Tod als ein Einbruch ins Leben erfahren. Bruchstellen tun sich auf. An diesen Bruchstellen wird ein Übergang sichtbar. Durch alle Trauer hindurch leuchtet eine Gewissheit auf, dass die Verbundenheit bleibt. Diese Gegenwart ist der „Goldgrund“ des Lebens.

Entwürfe für den neuen Verabschiedungsort

Text- und Bildquelle: Stadt Wels