Brennpunkt Schulen: Bgm. Rabl fordert vom Bund unverzüglichE Aufstockung bei Sprachpädagogen

Der kürzlich erschienene Integrationsbericht des Bundesministeriums zeigt deutlich, dass vor allem in den Welser Pflichtschulen großer Handlungsbedarf besteht.

In Wels-Stadt liegt der Anteil der Schüler mit nicht-deutscher Muttersprache bei 68,8 Prozent, Linz folgt mit 61,7 Prozent, Linz-Land mit 43,1 Prozent. Rohrbach liegt mit 7,2 Prozent an letzter Stelle.

Wels setzt seit Jahren zahlreiche Maßnahmen zur Integration. So werden seit 2016 Kinder mit nicht-deutscher Muttersprache bereits mit drei Jahren in den städtischen Kinderbetreuungseinrichtungen in Deutsch gefördert. Wels bildet hier die Ausnahme, im übrigen Land startet die Förderung erst bei den 4-jährigen Kindern. Weiters liegen in allen Kindergärten eigene Wertekataloge auf, an denen sich die pädagogischen Mitarbeiter orientieren. Zusätzlich gibt es Eltern-Kinder-Workshops, wo Eltern gemeinsam mit ihren Kindern den Unterrichtsstoff nochmals durch eine Lehrerin (gleichzeitig ausgebildete Sprachpädagogin) vermittelt bekommen. Der Schwerpunkt liegt hierbei ebenfalls auf der deutschen Sprache.

Lernwerkstatt Noitzmühle – Bildquelle

Bürgermeister Dr. Andreas Rabl: „Wir brauchen für unsere Schulen dringend mehr Sprachpädagogen. Die Situation in den Klassen ist teilweise untragbar. Die Pädagogen sind trotz größter Bemühungen nicht in der Lage, die fehlenden Personalressourcen auszugleichen. Der Bund ist daher dringend gefordert, sofort tätig zu werden und zusätzliche Sprachpädagogen zur Verfügung zu stellen, sonst verspielen wir die Zukunft unserer Kinder.“

Integrationsreferent Vizebürgermeister Gerhard Kroiß: „Integration beginnt bei den Kleinsten. Wir müssen allerdings jene Eltern noch mehr in Pflicht nehmen, die die Erziehung und Bildung alleine den Pädagogen überlassen. Wir kämpfen seit Jahren für mehr Ressourcen. Ohne finanzielle und personelle Hilfe, sowie die Mitarbeit der Eltern, werden wir das Problem schwer in den Griff zu bekommen.“

Trotz dieser Maßnahmen steigt die Zahl jener, die die Bildungsstandards nicht erreichen, jährlich weiter an. Bürgermeister Rabl hat bereits ein Schreiben an Bildungsminister Heinz Faßmann gerichtet, worin er die Aufnahme aller Welser Volks- und Mittelschulen in das Projekt „100 Brennpunktschulen“ fordert. Ohne zusätzliche Ressourcen kann Wels diese alarmierende Entwicklung nicht in den Griff bekommen.

In Wels besuchen derzeit 4.402 Schüler die Volks- und Mittelschulen, wobei 3.012 eine andere Muttersprache als Deutsch sprechen. Aktuell liegt der prozentuelle Anteil an Kindern mit nicht-deutscher Muttersprache bei den meisten Welser Volksschulen zwischen 60 und 80 Prozent. Bei den Mittelschulen ist der Anteil der Schüler über 80 Prozent. In beiden Schulformen steigt dieser Anteil jährlich um drei Prozent an.

Erschwerend hinzu kommt, dass der Anteil der Volksschulen, an denen die Schüler sehr hohen Förderbedarf haben, in Wels bei 81,9 Prozent liegt (Studie: Arbeiterkammer, Statistik Austria, 2018). Das ist mit Abstand der höchste Prozentsatz in ganz Österreich. Die Mehrheit der 13- bis 14-Jährigen erreicht die Bildungsstandards der achten Schulstufe nicht, ein Drittel verfehlt die Lernziele zur Gänze.

Am Dienstag, 15. September findet mit Vertretern der Politik, Wirtschaft und Bildung ein runder Tisch statt. Thema hierbei wird neben den Auswirkungen der Coronakrise auf den Arbeitsmarkt und die Wirtschaft auch die derzeitige Bildungssituation sein.

Die Stadt Wels unternimmt bereits jetzt alle Versuche, die Kindergartenkinder mit Sprachdefiziten zu fördern und setzt zu diesem Zweck eigene Sprachpädagogen ein. Es ist aber Aufgabe des Bundes, für ausreichende Ressourcen in Form von zusätzlichen pädagogischen Kräften in den Pflichtschulen zu sorgen. Dort wäre die unterstützende sprachliche Begleitung unbedingt erforderlich, um die Kinder rasch auf ein Sprachniveau zu heben, mit dem Ziel, dass die Schüler dem Unterricht folgen können. Zu beachten ist in diesem Zusammenhang, dass selbst bei den Besuchern der Sprachklassen nach zwei Jahren eine Einschulung in den Regelunterricht erfolgt, auch wenn die Sprache noch nicht ausreichend beherrscht wird.

Textquelle: Stadt Wels 

Bildquelle: Stadt Wels