Bedarfs- und Entwicklungskonzept für die Welser Kinderbetreuung
Die Stadt Wels hat zwischen 2015 und 2021 insgesamt knapp 300 neue Kinderbetreuungsplätze im Bereich der Krabbelstuben oder Kindergärten selbst geschaffen oder subventioniert. In den kommenden fünf Jahren werden insgesamt rund 300 Plätze benötigt, um den Bedarf abzudecken. Rund 100 davon ergeben sich aus dem Bevölkerungswachstum, die 200 restlichen sind erforderlich, um die derzeit in Provisorien untergebrachten Kinder in den Kindergärten und Krabbelstuben weiter zu betreuen. Mit dem gegenständlichen Bedarfs- und Entwicklungskonzept wird die Strategie der Stadt Wels im Bereich der Kinderbildungs- und Betreuungseinrichtung festgelegt.
Hintergrund
Das Land Oberösterreich verpflichtet alle Gemeinden per Gesetz, regelmäßig den zukünftigen Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen zu erheben. Die Stadt Wels hat dies nun für den Zeitraum 2021 bis 2026 gemacht. Die Basis dafür bildeten die Einwohner- und Geburtenzahlen der vergangenen fünf Jahre sowie zwei Elternbefragungen (schriftlich im Winter 2019 und online im Herbst 2020). Bei den Betreuungsplätzen selbst wurden die Zahlen aus dem Betreuungsjahr 2019/2020 verwendet, da jene von 2020/2021 COVID-19-bedingt nicht repräsentativ sind. Das aktuelle Bedarfs- und Entwicklungskonzept kommt am Montag, 26. April im Gemeinderat zur Abstimmung.
Bevölkerungsentwicklung
Die Zunahme der Bevölkerung liegt in Wels über dem Landesschnitt. Zu Beginn der Erhebung im Herbst 2020 lag die Zahl der Hauptwohnsitze bei rund 63.000. Laut Prognosen wird sie sich in fünf Jahren auf rund 64.000 und in zehn Jahren auf rund 65.500 erhöht haben. Die Stadt ist in den vergangenen fünf Jahren durch Zuzug um rund 2.000 Einwohner gewachsen. Zudem ist die Gruppe der Null- bis Dreijährigen 2011 bis 2019 um rund 13 Prozent (rund 400 Kinder) gestiegen. Die Zahl der Geburten wies lange eine steigende Tendenz auf und zeigt sich seit 2017 stabil auf gleichbleibend hohem Niveau.
Elternbefragung
Die schriftliche Befragung Ende 2019 richtete sich an Eltern, deren Kinder bereits eine städtische Betreuungseinrichtung besuchen. Die Zufriedenheit mit den Öffnungszeiten lag dabei wie berichtet bei rund 96 Prozent, jene mit der ganzjährigen Betreuung bei rund 89 Prozent. Speziell für das Bedarfs- und Entwicklungskonzept folgte im Herbst 2020 eine Online-Umfrage unter den Eltern der null- bis sechsjährigen Welser Kinder. Abgefragt wurden:
- Aktuelle Betreuungssituation
- Künftiger Betreuungsbedarf
- Gewünschte Öffnungszeiten
- Bedarf in schulfreien Zeiten
- Derzeitige berufliche Situation der Eltern.
Etwas mehr als 3.000 Teilnehmer wurden kontaktiert, die Rücklaufquote lag bei rund 1.200 und somit erfreulicherweise bei fast 40 Prozent.
Die Ergebnisse dieser Befragung sind wesentlich für die Festlegung der Ausbaustrategie der Kinderbetreuungseinrichtungen. Derzeit ist nur ein geringer Anteil der Kinder im Alter zwischen null und zwei Jahren in einer außerhäuslichen Betreuung. Es melden auch nur rund 50 Prozent der Eltern einen Betreuungsbedarf in dieser Altersgruppe an. Ein deutlicher Anstieg zeigt sich ab dem dritten Lebensjahr. In dieser Altersgruppe haben 90 Prozent der Eltern einen Betreuungsbedarf für das Kind rückgemeldet. Der Schwerpunkt der Strategie für den Ausbau der Kinderbetreuung liegt daher bei der Schaffung von Betreuungsplätzen ab dieser Altersgruppe.
Betreuungszahlen und -daten
In Summe stehen in Wels maximal 2.919 Plätze in städtischen und privaten Kinderbildungs- und Betreuungseinrichtungen zur Verfügung. Dazu kommen 110 Krabbelstuben- und Kindergartenplätze in drei Betriebskindergärten, 35 Plätze bei Tagesmüttern und 903 Plätze in den ganztägig geführten Pflichtschulen. Nachstehend ein Überblick:
In der Stadt gibt es 16 Krabbelstuben (vier städtische und zwölf private) mit 26 Gruppen und maximal 260 Betreuungsplätzen für Kinder zwischen null und drei Jahren. Eine Gruppe mit zehn Plätzen ist als Provisorium geführt. Mit der Eröffnung der Kinderbildungs- und -betreuungseinrichtung Negrellistraße im September erhöht sich die Anzahl der Betreuungsplätze um 20 auf 280.
Für Kinder im Alter zwischen zweieinhalb und sechs Jahren bestehen in 22 Kindergärten (zwölf städtische und zehn private) in 89 Gruppen maximal 1.965 Betreuungsplätze. Hier gibt es neun Provisorien: Fünf reine Nachmittagsgruppen, eine als Expositur (in einem anderen Gebäude als der Stammbetrieb) geführte Gruppe und drei in Raumdoppelnutzung mit Hortgruppen. Insgesamt werden 190 Kinder in vom Land genehmigten Provisorien betreut. Die Anzahl der Betreuungsplätze erhöht sich mit der Öffnung des Neubaus Negrellistraße um 158.
In den Horten werden in Wels-Stadt in acht Einrichtungen (sechs städtische und zwei private) in 35 Gruppen maximal 694 Betreuungsplätze angeboten. Abzüglich der bereits bei den Kindergärten erwähnten Doppelnutzungen von Gruppenräumen bestehen bei den Horten vier Provisorien: Zwei davon sind als Expositur geführt und zwei in adaptierten Zusatzräumen (z.B. Bibliothek).
Bedarfserhebung und -prognose
Im Betreuungsjahr 2019/2020 besuchten zu Beginn des Arbeitsjahrs 255 Kinder eine Krabbelstube. 69 Kinder, die auf einer qualifizierten Vormerkliste geführt wurden, wurden entweder für einen späteren Zeitpunkt im Betreuungsjahr für eine Aufnahme vorgemerkt oder konnten nicht mit einem Krabbelstubenplatz versorgt werden. In einem solchen Fall greifen Eltern üblicherweise auf ein alternatives Betreuungsangebot zurück.
1.736 Kinder besuchten im Betreuungsjahr 2019/2020 einen Kindergarten. Mit Stichtag Dienstag, 15. Oktober 2019 wurden 99 Kinder auf der qualifizierten Vormerkliste geführt. Bei diesen Kindern war eine Aufnahme bereits geplant, und es wurde dafür auch ein eigener Platz freigehalten (z.B. Altersgrenze noch nicht erreicht) oder die Bedarfskriterien wurden noch nicht abschließend geklärt (z.B. Arbeitsnachweise der Eltern noch nicht vorgelegt). Bei Erfüllung aller Bedarfskriterien hätten alle Kinder der qualifizierten Vormerkliste im Arbeitsjahr 2019/2020 mit einem Betreuungsplatz versorgt werden können.
Es ist darauf hinzuweisen, dass Kinder auf einer qualifizierten Vormerkliste auch aufscheinen können, wenn freie Plätze vorhanden sind. Dies ergibt sich daraus, dass oft aufgrund der räumlichen Gegebenheiten auf einen Kindergartenplatz in einem speziellen Kindergarten in der Nähe gewartet wird und ein weiter entfernt bestehendes Angebot nicht in Anspruch genommen wird. Die Zahl der zur Verfügung stehenden Kindergartenplätze wird sich – wie bereits erwähnt – ab September 2021 durch den Neubau der Einrichtung in der Negrellistraße nochmals um 158 Plätze erhöhen.
Die Welser Bevölkerungsprognose geht von einer steigenden Einwohnerzahl bei steigendem Anteil der Null- bis 14-Jährigen an der Gesamtbevölkerung aus. Daraus ergibt sich ein Bedarf von rund 300 Betreuungsplätzen in den kommenden fünf Jahren. Dieser teilt sich wie folgt auf: Rund Plätze werden in den Krabbelstuben benötigt und rund 230 in den Kindergärten. Festzuhalten ist, dass bei diesem Bedarf die Auflösung der Provisorien berücksichtigt ist. Derzeit sind zehn Plätze bei den Krabbelstuben als Provisorium geführt und 192 als Provisorium bei den Kindergärten. In den darauffolgenden fünf Jahren liegt der Bedarf nochmals bei rund 300 Plätzen.
Maßnahmen
Um den dargestellten Bedarf mittelfristig zu decken, werden in der Stadt in den kommenden Jahren drei neue Kinderbildungs- und -betreuungseinrichtungen errichtet. Zwei davon liegen im Stadtteil Pernau (Wels-Ost), eine in Lichtenegg (Wels-West).
- In der Pernau laufen in der Negrellistraße die Baumaßnahmen planmäßig. Die Eröffnung der zwei Krabbelstuben- und sechs Kindergartengruppen (insgesamt rund 160 Plätze) ist im heurigen September zum Start des Betreuungsjahres 2021/2022 geplant.
- Ebenfalls in der Pernau werden weitere zwei Krabbelstuben- und vier Kindergartengruppen (insgesamt rund 120 Plätze) in der Lessingstraße gebaut. Der Grundsatzbeschluss soll im Gemeinderat am Montag, 26. April fallen. Die Inbetriebnahme ist zum Start des Betreuungsjahres 2022/2023 vorgesehen. Details folgen in Kürze in einem eigenen Pressegespräch.
- In Lichtenegg ist schließlich die Errichtung eines Gebäudes für drei Krabbelstuben- und vier Kindergartengruppen (ebenfalls rund 120 Plätze) in der Durisolstraße Der Fertigstellungstermin ist noch offen.
Durch die Inbetriebnahme dieser Einrichtungen kann die Stadt Wels die derzeitigen Betreuungsquoten beibehalten. Weiters wird es dadurch möglich, in den Stadtteilen Pernau und Lichtenegg die bestehenden Nachmittagsgruppen und Provisorien aufzulösen. Dies hat das Land Oberösterreich als zuständige Aufsichtsbehörde und Gesetzgeber auch so eingefordert.
Kosten
Aus den beiden Bauvorhaben in der Pernau lassen sich durchschnittliche Errichtungskosten von rund 482.000 Euro pro Gruppe errechnen. Die laufenden Kosten (Personal-, Sach- und Betriebskosten) liegen pro Jahr und Gruppe bei rund 93.000 Euro im Bereich der Krabbelstuben und Kindergärten und bei etwas mehr als 50.000 Euro im Bereich der Horte. Bei privaten Trägern übernimmt die Stadt Wels laut Gesetz die Kosten im Zuge der vereinbarten Abgangsdeckung.
Bildtext: v.l.n.r. Frau Stadträtin Josseck-Herdt mit Bürgermeister Dr. Andreas Rabl und Herrn Gruber bei der Pressekonferenz
Generationen-Stadträtin Margarete Josseck-Herdt: „Mir ist es ein großes Anliegen, dass Welser Eltern für ihre Kinder die bestmögliche Betreuung erhalten. Deshalb freut es mich, dass wir in den letzten fünf Jahren viele Betreuungsplätze schaffen konnten und mit den Neubauten in der Pernau weitere Krabbelstuben- und Kindergartenplätze anbieten und den Bedarf decken können.“
Bürgermeister Dr. Andreas Rabl: „Für uns hat der Ausbau Kinderbetreuung seit 2015 oberste Priorität. Wir haben das Ziel erreicht: Jedem Kind steht ein Betreuungsplatz zur Verfügung, das einen Platz benötigt. Künftig werden wir verstärkt die Krabbelstubenplätze aufstocken. Damit setzen wir auch ein starkes frauenpolitisches Signal.“
Text- und Bildquelle: Stadt Wels