Armutsfalle Energiepreiserhöhung – Hilfsfonds für Betroffene

Energiepreisentwicklung

Die Energiepreise sind seit Mai 2021 stark im Steigen. Der Österreichische Gaspreisindex (ÖGPI) ist im Jänner 2022 im Vergleich zum Jänner 2021 um 289 Prozent höher, der Österreichische Strompreisindex (ÖSPI) liegt im Jänner 2022 um 105 Prozent höher als im Jänner 2021 (Quelle: Austrian Energy Agency).

Tanken ist durchschnittlich um mehr als 30 Prozent teurer geworden, beim Heizöl beträgt die Steigerung sogar rund 40 Prozent. Die Regulierungsbehörde E-Control rechnet bei den Netzentgelten darüber hinaus mit Mehrkosten von rund 21 Euro pro Jahr für Strom und zwölf Euro pro Jahr für Gas.

Der Preisanstieg kommt bei vielen Kunden verzögert an, da die eww Gruppe frühzeitig große Energiemengen zu günstigen Konditionen beschafft hat. Aus diesem Grund bleiben die Preise für bereits bestehende Kunden bei Strom und Gas in diesem Winter unverändert. Der Strompreis für Stammkunden beträgt abhängig vom jeweiligen Tarif weiterhin rund 0,08 Euro pro Kilowattstunde (kWh), der Gaspreis rund 0,035 Euro pro kWh. Anders wirkt sich der Energiepreisanstieg bei Neukunden aus. Für Neukunden musste der Strompreis bereits von rund 0,08 Euro auf rund 0,17 Euro pro kWh, und der Gaspreis von rund 0,035 Euro auf rund 0,072 Euro pro kWh erhöht werden. Von Energiepreiserhöhungen sind auch all jene Kunde betroffen, deren Sonderverträge Ende des Jahres ablaufen und die sich nicht frühzeitig neu eingedeckt haben.

Geht man von einem durchschnittlichen Jahresstromverbrauch von 3.000 kWh aus, so kommt es zu monatlichen Mehrkosten von rund 26 Euro inklusive Umsatzsteuer.

Seit dem zweiten Halbjahr 2021 verteuert sich auch der Preis für Erdgas, vor allem in den vergangenen Wochen des abgelaufenen Jahres. Experten erwarten eine Abflachung der Preisentwicklung im Frühjahr. Für Neukunden der eww Gruppe mit einem Jahresverbrauch von 10.000 kWh kommt es durch die Gaspreiserhöhung zu monatlichen Mehrkosten von rund 37 Euro inklusive Umsatzsteuer.

Die Entwicklung wird zwar auch den Strommarkt beeinflussen, allerdings nicht so stark. Es wird von Experten erwartet, dass es ab Frühjahr wieder zu einer Abflachung der Gaspreise kommt, auch die Strompreise sollten ab Ende 2022 wieder sinken.

Betroffen von den Preissteigerungen sind neben Strom und Gas auch die Pellets- Öl- und Kohlepreise, die in den vergangenen Wochen ebenfalls stark gestiegen sind.

Im Durchschnitt steigen daher die Energiekosten für Neukunden in den Wintermonaten um rund 80 Euro pro Monat.

Bürgermeister Dr. Andreas Rabl mit Vzbgm Christa Raggl-Mühlberger

„Wir müssen den rasant steigenden Energiepreisen dringend entgegenwirken. Es darf nicht sein, dass sich die Welser Bürger überlegen müssen, ob sie sich das Einheizen überhaupt noch leisten können. Gerade einkommensschwache Familien sind besonders betroffen“, sagt Sozialreferentin Vizebürgermeisterin Christa Raggl-Mühlberger

 

„Heizung, Strom und Tanken müssen leistbar bleiben. Wir müssen jene Menschen unterstützen, deren Existenz bedroht ist, wenn sie im Jahr 2022 die Heizung aufdrehen. Der Energiehilfsfonds ist auch ein wichtiger Schritt für die soziale Wärme in dieser Stadt. Niemand muss in Wels frieren“, ergänzt Bürgermeister Dr. Andreas Rabl

Vorstandsvorsitzender der eww Gruppe Mag. Florian Niedersüß, MBA und Bürgermeister Dr. Andreas Rabl

Bildtext: Vorstandsvorsitzender der eww Gruppe Mag. Florian Niedersüß, MBA und Bürgermeister Dr. Andreas Rabl

Armutsfalle Energiepreiserhöhung

Durch die explodierenden Energiepreise ist das Thema Energiearmut noch brisanter und drängender geworden. Laut Definition gilt ein Haushalt als energiearm, wenn dessen Energiekosten überdurchschnittlich hoch sind und gleichzeitig das Einkommen überdurchschnittlich niedrig ist. Ein zweiter Zugang definiert jene Haushalte als energiearm, die es sich nicht leisten können, die gesamte Wohnung angemessen warm zu halten.

Die drei wichtigsten Einflussfaktoren auf Energiearmut:

  1. Energiekosten
  2. Energieeffizienz der Wohnung/des Gebäudes
  3. Einkommen

Laut Konsumentenschutzbericht der E-Control gelten in Österreich zwischen 94.000 und 115.500 Haushalte als energiearm, das sind rund drei Prozent aller Haushalte, die zu wenig Geld für Strom und Heizen haben.

 

In der Stadt Wels stellten 2021 insgesamt 1.097 Menschen einen Antrag auf einen Heizkostenzuschuss, im Jahr 2020 waren es 887. Für das Jahr 2022 wird ein weiterer Anstieg an Anträgen erwartet.

Einfluss auf die Ausprägung der Energiearmut:

  • Gebäudegröße
  • Wohnungsgröße
  • Gebäudealter (bis 1960 gebaut)

Die Energiekosten für Haushalte mit niedrigem Einkommen liegen im Schnitt bei rund 1.690 Euro. Haushalte mit mittlerem Einkommen geben rund 2.070 Euro für Energie aus, jene mit hohem Einkommen rund 2.320 Euro. Einkommensschwache Haushalte geben zwar absolut weniger, aber als Anteil am Einkommen mehr für Energie im Bereich Wohnen aus, als Haushalte mit höheren Einkommen. Durchschnittlich wenden Haushalte 4,5 Prozent ihres Haushaltseinkommens für Energiekosten für Wohnen auf. Haushalte mit niedrigem Haushaltseinkommen liegen bei 8,4  Prozent ihres Einkommens, Haushalte mit mittlerem Einkommen bei 5,1 Prozent und Haushalte mit hohem Einkommen bei 3,1  Prozent.

Die Unterstützungshöhe der Stadt Wels im Zusammenhang mit dem Heizkostenzuschuss richtet sich nach den Temperaturen im Winter. Ein überdurchschnittlich strenger Winter führt daher zu einem höheren Heizkostenzuschuss. Die außerordentliche Energiepreisexplosion führt jedoch unabhängig von den Wintertemperaturen zu den oben genannten Mehrkosten. Davon belastet sind vor allem Alleinerzieher und Geringverdiener sowie einkommensschwache Familien.

Energiehilfsfonds für Betroffene

Die Stadt Wels hat gegenüber allen sozialen Bedürftigen, die von der Energiepreisexplosion betroffen sind, eine besondere Verpflichtung. Niemand darf wegen dem Energiepreisschock in die Armutsfalle tappen. Die Stadt Wels ist daher gefordert in dieser besonderen Situation zu helfen. Aus diesem Grund soll in der Stadt ein Energiehilfsfonds für alle Welser mit geringem Einkommen eingerichtet werden, der die Energiepreissteigerungen abfedern soll.

Der Energiehilfsfonds richtet sich daher an alle, die von der Energiepreisstabilität der eww Gruppe nicht profitieren. Es ist davon auszugehen, dass jedenfalls mehr als 1.000 Haushalte mit geringem Einkommen von diesen Preissteigerungen betroffen sind und daher von dieser Unterstützung profitieren werden.

Ein konkreter Vorschlag über die Einrichtung dieses Fonds soll im nächsten Stadtsenat am Dienstag, 25. Jänner allen anderen Parteien vorgelegt und diskutiert werden, eine Beschlussfassung wäre bereits in der nächsten Gemeinderatssitzung am Montag, 31. Jänner möglich. Ziel ist es rasch und unbürokratisch zu helfen.

Textquelle: Stadt Wels 

Bildquelle: Stadt Wels, FPÖ Wels